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Wer sich bei allen beliebt machen will, wird schnell beliebig.
Wer sich bei allen beliebt machen will, wird schnell beliebig.
Seitdem ich Technologie und ihre Entwicklung aktive wahrnehme und beobachte, also im Wesentlichen seit frühester Kindheit, das heißt etwa Anfang der 1990 Jahre, wird deren Fortschritt und gesellschaftlicher Einfluss falsch eingeschätzt. Tatsächlich gehen die Fehleinschätzungen noch weiter zurück, schaut man sich Prognosen aus den frühen Jahren der Informatik an, so liegen diese praktisch alle weit neben der Realität¹.
Im Grunde hören wir jetzt seit ca. 50 Jahren, dass wir in wenigen Jahren zum Beispiel eine künstliche Intelligenz auf menschlichem Niveau hätten², das wir in zwei bis drei Jahren fotorealistische Echtzeitgrafik hätten³ und in Kürze Roboter bauen könnten die der menschlichen Physionomie entsprächen. Nichts davon ist wirklich so eingedrehten, wie man es prognostiziert hat, zumindest nicht in den erhofften Zeitspannen. Es gibt erhebliche fortschritte auf allen Gebieten rund um das Thema Technologie, auf manchen mehr auf manchen weniger. Dabei kann man beobachten, dass es anfänglich enorme Sprünge, praktisch von 0 auf 100, gab und sich die Entwicklung dann stetig abgeflacht hat. Ein schönes Beispiel hier für ist ELIZA4 von Joseph Weizenbaum.
Bereits in den 1960 Jahren hatte Weizenbaum das Programm ELIZA entwickelt, das in natürlicher Sprache mit Menschen kommunizieren konnte und für die Gesprächspartner nicht mehr eindeutig von einem Menschen unterscheidbar war. Damals wurde ELIZA als Durchbruch wahrgenommen und man nahm an, menschliche künstliche Intelligenz sei nicht mehr fern. Die damaligen Annahmen waren weit gefehlt. Es dauerte noch Jahrzehnte, bis man Systeme entwickeln konnte, die zumindest in einigen Spezialgebieten mit menschlicher Intelligenz konkurrieren konnten oder diese sogar schlugen (Dame, Schach, Go etc.). Wenn man sich den derzeitigen Entwicklungsstand ansieht, wo und wie die Entwicklung begonnen hat und wohin wir für echte menschliche Intelligenz noch hin müssen, dann wird klar, dass dies wohl nicht in wenigen Jahren geschehen kann. Besonders nicht, wenn man zur Kenntnis nimmt, dass die Geschwindigkeit des Fortschritts sich deutlich abgeflacht hat. Es ist eine grundlegende Beobachtung, die ich gemacht habe, es benötigt 50% der Arbeit um 90% der Strecke zum Ziel zu bewältigen und 50% um die verbleibenden 10% zum Ziel zu schaffen. Ich kann nicht genau abschätzen, wie viel Strecke wir beim Thema menschliche künstliche Intelligenz geschafft haben, aber ich bin mir sicher von 90% sind wir noch sehr weit weg und haben folglich bisher noch nicht einmal die Hälfte der Strecke zurückgelegt, die wir bewältigen müssen.
Diese utopischen Prognosen hört man dabei in erster Linie immer aus zweierlei Mündern.
Zum einen Wissenschaftler, die sich immer wieder zu derart verwegenen Weissagungen hinreisen lassen, zum einen vermutlich beflügelt durch die eigene Euphorie am Forschungsobjekt, zum anderen natürlich um Fördergelder für ihre Forschung zu erhalten. Für diffuse vielleicht pessimistischere Prognosen, ohne konkrete und greifbare Aussichten, die dafür eher der Realität entsprächen, dürfte es im Allgemeinen schwierig sein an Gelder zukommen.
Zum anderen jene die diese utopischen Prognosen versuchen zu missbrauchen, um ihre politischen ansinnen durchzusetzen, in aller Regel die „links außen Fraktion“. Bei diesem „links außen Personenkreis“ stehen insbesondere die Themen Automatisierung und künstliche Intelligenz ganz hoch im Kurs. Es werden Utopien gezeichnet, in denen sämtliche Arbeit durch Maschinen erledigt wird, was immer die Überleitung zum so genannten „Bedingungslosen Grundeinkommen“ (kurz BGE) mit sich bringt. „Bedingungsloses Grundeinkommen“ bedeutet nichts anderes, als das jeder jeden Monat einen Geldbetrag überwiesen bekommt, ohne dafür etwas tun zu müssen. Die Argumentation ist dabei immer die gleiche, alle Arbeit wird in Kürze nur noch von Maschinen und künstlichen Intelligenzen verrichtet, also bleibt keine Arbeit mehr für die Menschen. Die Menschen müssen aber auch von etwas leben, also bekommen alle einfach ein „bedingungsloses Grundeinkommen“5.
Natürlich ist es ausgemachter Unsinn, wie schon dargelegt sind wir noch Jahrzehnte Forschung und Entwicklung davon entfernt einen Grad an Automatisierung zu erreichen, sodass es keine Arbeit für Menschen mehr gäbe. Im Grunde ist es nur der Versuche die Menschen über diffuse Existenzängste in den Sozialismus zu treiben. Da das linke Lager von demokratischer Willensbildung im Allgemeinen wenig hält, weil sie schlicht nicht gewählt werden, versucht man es eben durch die Hintertür und versucht zu diesem Zweck künstliche Existenzängste zu schüren. Es mag sein, dass wir in 50 bis 100 Jahren einen technologischen Stand haben, der dazu führt, dass es keine Arbeit mehr für Menschen gibt. Nur macht es keinen Sinn darauf als Gesellschaft zu reagieren, solange dieser Zustand noch nicht eingetroffen ist. Insbesondere wenn die Reaktion dazu führen würde, dass sich die Menschen so verhalten würden, als wäre dieser technologische Stand bereits erreicht. Dann folglich keiner mehr einer Arbeit nachgehen würde, die aber noch verrichtet werden muss. Das Ergebnis wäre vermutlich der Zusammenbruch der Wirtschaft und damit dann auch die Unfinanzierbarkeit des „bedingungslosen Grundeinkommens“. Das „bedingungslose Grundeinkommen“ würde also scheitern und voraussichtlich auch alles mit in den Abgrund reisen was wir bisher als Gesellschaft aufgebaut haben. Aus einer möglichen zukünftigen Utopie würde durch die jetzige Einführung eines „bedingungslosen Grundeinkommens“ sicher schnell eine Dystopie.
¹)
Youtube.com: Richtung 2000 - Vorschau auf die Welt von morgen (ZDF 1972)
²)
books.google.de: Unheimliche Zukunft - ISBN: 978-3-8391-9356-3
Welt.de: Schon bald werden wir uns in Roboter verlieben
Planet-wissen.de: Künstliche Intelligenz
³)
Pcgameshardware.de: Fotorealistische Grafik in Spielen laut AMD in fünf Jahren
Pcgames.de: Fotorealismus in Games - wohin geht der Weg moderner Spielegrafik?
Gamersglobal.de: Fotorealistische Grafik in 10 Jahren
4)
Wikipedia.org: ELIZA
5)
N-TV: Das ist keine Belohnung fürs Nichtstun
Danisch.de: Bedingungsloses Grundeinkommen
Zeit: Kurz erklärt: Was bedeutet Bedingungsloses Grundeinkommen?